Übung um mit den inneren Stimmen zu verhandeln
Denke über eine Entscheidung nach, die dir schwergefallen ist und die du vielleicht sogar aufgeschoben hast. Achte dabei auf innere Konflikte.
Stell dir vor, du befindest dich in einem Gremium und sollst abstimmen. Die Anhänger jeder Stimme tragen ihre Argumente vor. Gib jeder Stimme ausreichend Zeit ihre Bedenken, Überlegungen und berechtigten Hinweise vorzutragen. Nachdem jede Stimme ihre Ansicht dargelegt hat, holst du die Liste deiner Grundwerte hervor. Frage dich, welcher Standpunkt deine Grundwerte am meisten widerspiegelt und welche Standpunkte deine Grundwerte verletzen. Wieso vertreten einige Stimmen Ansichten, die deinen Grundwerten entgegenstehen? Sind diese Stimmen vielleicht unreife und verletzte Anteile von dir?
Wie kannst du diese Anteile davon überzeugen, deine Werte zu übernehmen?
Ist es wirklich eine Lösung des Problems, deine Werte in Frage zu stellen?
Brauchst du vielleicht sogar weitere Informationen, um eine Entscheidung herbeizuführen? Vielleicht solltest du noch einmal gründlicher recherchieren und dich danach noch einmal mit dem Gremium treffen?
Betrachtung zu den inneren Stimmen
Gibt es Anteile in dir, denen du nicht zuhörst und die du sogar vermeidest? Liegt es daran, dass diese Anteile nichts Wertvolles zu sagen haben. Oder findest du, dass sie dich herausfordern? Vielleicht wollen sie Veränderungen herbeiführen, für die du dich noch nicht bereit fühlst. Gehe freundlich mit diesen Anteilen um und begegne ihnen mit Wohlwollen. Sie gehören auch zu dir.
Selbstausdruck durch Kunst und Mitgefühl
Ein großer Teil der menschlichen Erfahrung lässt sich nicht in Worten ausdrücken. Dennoch haben wir alle das Bedürfnis, einander zu verstehen und verstanden zu werden. Wenn Authentizität noch in den Kinderschuhen steckt, können INFPs ziemlich in sich selbst versunken sein. Ohne eine Entwicklung dieses Prozesses bleibt ein INFP auf seine eigene Erfahrung fixiert und ist weniger offen, um Mitgefühl für andere Menschen zu empfinden.
Im Laufe der Zeit und mit fortschreitender persönlicher Reife erkennen Authentizitätsanwender, dass die Erfahrungen anderer Menschen für sie unglaublich realitätsnah sind und zeigen ihr Mitgefühl stärker nach außen, um sich mit ihren Mitmenschen zu verbinden. Diese Gefühle haben sie mit allen Menschen und auch vielen Lebewesen gemeinsam. Das mächtigste Mittel mit denen sich Menschen über ihre Gefühle mit anderen verbinden, ist die Kunst und die Selbstdarstellung.
Anwendern des introvertierten Fühlens fällt es im Allgemeinen schwer, ihre eigenen subjektiven emotionalen Erfahrungen angemessen verbal auszudrücken. Daher nutzen viele von ihnen die Kunst als Ausdrucksmittel.
Aus dem Wunsch ihre Gefühle und ihr Erleben auszudrücken haben viele Künstler berühmte Kunstwerke geschaffen. Den Klassikern unter ihnen ist es gelungen, Aspekte des Menschseins so auszudrücken, dass sie unabhängig von Alter, Geschlecht und Kultur ihre Empfänger berühren und dabei Gefühlzustände in uns erzeugen können, die uns mit allen anderen Menschen verbinden.
Kunst kann sich in vielen Formen ausdrücken, sei es in Gemälden, Musik, Liedern, Gedichten, Romanen, Statuen, choreografierten Tanz, sonstigen Performance oder sogar als Lebensstil.
Authentizität nutzt Kunst, um emotionales Aikido auszuführen und verwandelt die Energie einer Person in ein gemeinsames Erlebnis. Es ist schwierig, das Verbindende einer gemeinsamen Erfahrung zu leugnen oder gar abwertend darüber zu urteilen. Authentizität ermutigt den Anwender, sich selbst und die Welt mitfühlend zu betrachten.
Übung zur Entwicklung von Mitgefühl
Teile einem Freund eine Emotion mit ohne Worte zu verwenden. Du kannst Gestik, Gesichtsausdrücke, Zeichnungen und Geräusche verwenden. Frage deinen Freund, ob er die Emotion, die du mitteilen wolltest, verstanden hat und ob er in der Lage war, die Emotion in sich selbst zu reproduzieren, indem er sie mit seiner eigenen Erfahrung verknüpft hat.
Die richtigen Bedingungen für den Authentizitätsprozess schaffen
Der Feind der Authentizität ist die logistische Überlastung sowie standardisierte Systeme und Verfahren.
Anwender des introvertierten Fühlens müssen ihre eigene Individualität würdigen und Situationen so gestalten, wie es sich für sie richtig anfühlt. Zu viel Konformität stört diesen Prozess. Dafür bedarf es auch einer gewissen Freiheit von zu viel Vorgaben und überladenen To-do-Listen, die letztlich die sanften aber doch wichtigen Stimmen im Inneren ersticken.
Der Schlüssel liegt darin, das Leben einfach zu gestalten. INFPs sollten Karrieren und Lebensweisen finden, deren Grundwerte und Verfechter mit ihren Grundwerten übereinstimmen.
Weitere Betrachtung zur Selbstdarstellung
INFPs sollten aktiv nach Selbstdarstellung streben. Gerade die Kunst hilft INFPs, sich selbst und andere besser zu verstehen.
Wenn du derzeit keine Kunst ausübst, welcher Kunststil hat dich bisher angezogen? Gibt es einfache Möglichkeiten, diese Kunst selbst auszuüben?
Wenn du dich noch nie mit Kunst beschäftigt hast, gibt es Mittel und Wege deine Stimmungen auszudrücken? Dies können Gespräche mit engen Freuden, aber auch das Führen von Aufzeichnungen als Tagebuch sowohl schriftlich als auch mündlich sein. Wichtig ist, dass du deine innere Stimmung erfasst. Wenn du dir hierfür nicht ausreichend Zeit gibst, verlierst du deinen Antrieb, wirst lustlos und ziehst dich immer mehr vom Leben zurück. Eine solche Stimmungslage kann sich bis zur Depression vertiefen.
Zeichen für eine unterentwickelte Authentizitätsfunktion in INFP sind:
- starre Werte
- Rechthaberei
- Selbstversunkenheit
- Abwehr von sozialen Kontakten
- Selbstmitleid
Zeichen für eine gut entwickelte Authentizitätsfunktion hingegen sind:
- sinnvolle Werte
- Bereitschaft diese Werte zu überarbeiten
- Ausdrücken der inneren Überzeugung in der Interaktion mit anderen Menschen auf rücksichtvolle Weise
- empathisches Verhalten
- gesunde Ausdrucksformen, um die eigenen Gefühle kreativ auszudrücken
(Kleine Anmerkung: Da ich oft mit INFP im Coaching arbeite, habe ich diese Passagen aus dem Buch „Personality Hacker“ von Antonia Dodge und Joel Witt in Teilen übersetzt und teilweise umformuliert, um es für ein deutschsprachiges Publikum verständlich auszudrücken.)