Das Wort Test wird ganz allgemein fast durchweg auf allen Websites verwandt, die dir anbieten, deinen Persönlichkeitstyp zu bestimmen. Diese Bezeichnung ist jedoch im Grunde genommen irreführend. Bei einem Test geht man immer von einem nicht unerheblichen Überraschungsmoment aus. Dies vermittelt dem Anwender das Gefühl, er befände sich in einer Prüfung und wäre dem Prüfer bzw. Verfasser des Tests hilflos ausgeliefert.
Eine solche Ausgangssituation ist jedoch nicht sinnvoll für die Bestimmung deines Persönlichkeitstyps. Aus allen möglichen Gründen haben die meisten Menschen die Tendenz, sich anders zu präsentieren als es ihrem wahren Wesen entspricht. Dies ist verständlich, denn es gibt genügend Situationen, in denen die eigene Meinung oder Sicht der Dinge nicht erwünscht ist und das Beharren hierauf unangenehme Konsequenzen haben könnte. Ich erinnere hier nur an die Literatur zum Thema Vorstellungsgespräche, die genau dieses Problem wunderschön illustriert. Die von mir vorgeschlagenen Tests dienen aber nicht dazu, dich in den Augen anderer Leute positiv darzustellen. Das Ziel dieses Blogs ist es, dich darin zu unterstützen, selber eine bessere Vorstellung von dir zu erhalten. Entsprechend betrügst du dich selbst, wenn du die Fragen nicht ehrlich beantwortest.
Übrigens ist der MBTI gerade kein Test, sondern wird von den Verfassern ausdrücklich als Indikator bezeichnet.
Dementsprechend sollten diejenigen, die sich aus Kostengründen gegen den MBTI entscheiden, sich auch bei der Anwendung eines Persönlichkeitstests bewusst sein, dass es sich nicht um einen Test im eigentlichen Sinne handelt. Vielmehr sollten sie den Test als Instrument begreifen, das ihnen bei der Einschätzung ihrer Person helfen soll.
Die ehrliche Einschätzung ihrer Person fällt vielen Menschen schwer. Gerade Menschen, die aus Verhältnissen kommen, in denen ihre wahren Stärken nicht genügend beachtet oder schlimmstenfalls sogar herabgewürdigt wurden, haben zumeist größere Probleme sich richtig einzuschätzen. Oft haben sie nach außen eine Person dargestellt, die ihren Mitmenschen gefiel und dabei vergessen, wer sie wirklich sind. Dies hat natürlich Auswirkung auf das Ergebnis des “Tests”. Wer Schwierigkeiten hat sich korrekt einzuordnen, erhält in weiteren Beiträgen Hinweise zu den typischen Fehlerquellen bei der Bestimmung des eigenen Typs.
Diese Tests sind grundsätzlich nur für psychisch gesunde Menschen geeignet. Eine Persönlichkeitsstörung verzerrt das Testergebnis. Ein Test kann jedoch im Anschluss an eine erfolgreiche Therapie angewandt werden, um neue Perspektiven aufzuzeigen.
Ein weiteres Problem ist dem Instrument immanent. Die Tests stellen nämlich Fragen zu deinen Vorlieben und Abneigungen.
Eine solche Frage könnte z.B. lauten: „Wenn ich eine Entscheidung zu treffen habe, höre ich lieber
a) auf meinen Bauch
b) auf meinen Verstand“
(Frage aus dem Test von Stefanie Stahl; auch Online zu finden unter http://www.stefaniestahl.de/Test.html)
Gelegentlich versteht der Anwender die Frage dahingehend, dass er sich hier endgültig entscheiden müsste. Obwohl er sicherlich auch ab und an mal auf sein Bauchgefühl hört, kann dies doch nicht heißen, dass er generell auf seinen Verstand verzichtet. Jedoch zielt die Frage tatsächlich darauf, die Vorlieben des Anwenders zu klären. Hierbei kommt es für die Beantwortung der Testfrage nicht darauf an, auf welche Art du in deinem Leben tatsächlich Entscheidungen triffst. Es kann sein, dass du in einem Beruf arbeitest, in dem Präzision gefragt ist, obwohl du vielleicht am liebsten aus dem Bauch heraus entscheidest und dies auch im Umgang mit deiner Familie und Freunden so machen würdest. Beantworte die Frage entsprechend deiner Vorliebe und nicht entsprechend deiner tatsächlichen Umstände. Ob du die richtige Berufswahl getroffen hast, ist letztlich eine andere Frage, die nicht Gegenstand des Tests ist.
Merke: In dem Test sprichst du über deine Vorlieben (auch als „Präferenzen“ bezeichnet). Wenn du dich gelegentlich anders verhältst, führt dies daher nicht zu einer „falschen“ Antwort. Gute Instrumente kannst du daran erkennen, dass die Fragestellungen mit Wörtern wie „eher“, „dazu neigen“ oder „vorziehen“ noch einmal klarstellen, dass Vorlieben getestet werden und keine endgültigen Wahrheiten über dein tatsächliches Verhalten.
Schließlich solltest du auch ungefähr Bescheid wissen, was das Instrument feststellen soll. Wir sind hier nicht in einer Prüfung, in die man sich nicht mit einem Spickzettel reinsetzen darf. Je besser du Bescheid weißt, desto leichter wird es dir fallen, dich korrekt einzuordnen. Damit du einen Einblick in die Parameter des Tests erhältst, habe ich hier einen Artikel für dich verfasst. Es handelt sich um eine sehr vereinfachte Darstellung der Testkomponenten, aus denen dein Typ bestimmt wird.
Hier noch eine kurze Abschlussbemerkung:
Je nach Test wirst du eine unterschiedliche Benennung deines Typs erhalten. Dabei handelt es sich tatsächlich um ein Problem in der deutschen Testlandschaft. Ich selber werde auf dieser Website ausschließlich die Bezeichnung der Typen entsprechend dem MBTI verwenden. Unter diesen Begriffen wurden sie im englischsprachigen Raum bekannt. Die meiste Literatur und auch Diskussionen im Internet zum Thema gibt es auf Englisch. Damit du deinen Typ in die MBTI-Sprache übersetzen kannst, habe ich hier eine Übersetzungstabelle verfasst. Damit kannst du nachprüfen, welchem MBTI-Typ dein Testergebnis entspricht. Dieses Problem hast du natürlich nicht, wenn du dich für einen der englischsprachigen Tests im Internet entscheidest oder einen deutschen Test, der die Typen entsprechend dem MBTI benennt.
So, jetzt wünsche ich dir viel Spaß beim Test.